Marlis
Meine Zeit in Tansania.....ein Erfahrungsbericht
Afrika sehen...irgendwann, wenn ich groß bin. Das war mein Jugendtraum.
„Pole, Pole – langsam, langsam“, las ich viele Jahre später in einer Wochenzeitschrift. Die Entscheidung, mein Vorhaben endlich in die Tat umzusetzen, war gefallen.
Julia Lantschner aus Steinegg hat vor ca. zehn Jahren in Tansania den Verein PA1 Together for Afrika gegründet. Hier wird jungen Frauen die Chance auf ein eigenständiges Leben geboten. An der eingegliederten Schule erlernen junge Mädchen ihre handwerklichen Fähigkeiten zu nutzen und erhalten eine ganzheitliche Ausbildung, die ihnen neue Wege in die Selbständigkeit eröffnet. Da konnte ich mir eine Mitarbeit gut vorstellen. Julias positive Einstellung und ihre herzliche Art bekräftigten mich in meinem Vorhaben.
Nach einigen Stunden Flug, Landung in Dar Es Salaam – Tansania.
Ungewohnt warme, feuchte Luft schlägt mir entgegen. Ich bin in Afrika.
Trotz der frühen Morgenstunden herrscht reges Treiben auf den Straßen. Großstadt eben.
Alles perfekt organisiert. Mein Taxi wartet bereits, um mich nach Gezaolole/ Kigamboni zu fahren. Dort ist Julias Schule und dort soll ich auch wohnen.
Meine Müdigkeit istweg, hellwach und neugierig nehmeich die neuen Bilder auf.Mein erster Eindruck von Afrika überrascht mich positiv.
Das sollte sich auch in den nächsten Monaten nicht ändern.
Pole, pole...Für mich Europäerin anfangs nicht leicht dabei locker und geduldig zu bleiben. Es war nicht mein gewohnter Rhythmus aber ich war Gast in einem fremden Land und versuchte zu verstehen und mich anzupassen. Dies ging schneller als vermutet.
Ich lernte in „meiner Zeit in Tansania“ einem Arbeitsrhythmus nachzugehen der uns in Europa fremd geworden ist. Er erlaubte mir ohne Hektik und Anspannung meinen Tag zu organisieren und ihn zu genießen.
Was an dem einen Tag nicht möglich war, sollte in den nächsten Tagen möglich sein und das, ohne sich dabei „in Verzug“ zu spüren.
„Tomorrow oder .... after tomorrow – dont worry“.
Ich erinnere mich an den ersten Eindruck in der Nähschule. Ich hatte mir erwartet die Schülerinnen in Reih und Glied an den Nähmaschinen vorzufinden. In Reih und Glied standen die Nähmaschinen. Einige Mädchen nähten, andere plauderten und lachten, zwei machten gerade ihr Mittagsschläfchen und zwei kleine Kinder liefen zwischen den Nähmaschinen um die Wette. Auf dem Boden waren Stoffe ausgelegt und Fadenspulen lagen überall „griffbereit“ herum. Für mich eine etwas ungewohnte Art zu arbeiten.
Ich gewöhnte mich auch beim Töpfern, meinem eigentlichen Arbeitsbereich, schnell an die entspannte und fröhliche Arbeitsatmosphäre mit „meinen Schülerinnen“. Gemeinsam wurde der Ton gereinigt, geknetet und geformt. Einige Mädchen entdeckten beim Arbeiten unbekannte Fähigkeiten, darüber waren sie glücklich und ein wenig stolz. Andere fanden sich nicht so geschaffen für kräftiges Kneten oder das Reinigen der Erdmasse, sie überließen diese Arbeit lieber den anderen. Alle zeigten jedoch Spaß und Einsatz bei ihrer Arbeit. Gemeinsam wurde ein einfacher Brennofen aufgebaut, Ziegelsteine geschleppt, Holz gesammelt, Sägemehl besorgt und der Ofen bestückt. Waren die Ergebnisse für mich manchmal auch nicht ganz wie erwartet oder erhofft, jedem einzelnen Mädchen war die Freude an den geschaffenen Werkstücken anzusehen.
Ich konnte in den zwei Monaten in Tansania sorgenfreie Tage verbringen und vieles lernen; sei es mit den Mädchen in der Schule, als auch in meiner Freizeit mit Julias Familie oder beim eigenständigen Entdecken des Landes an den Wochenenden.
Natürlich wurde ich im Dorf als Weiße genau beobachtet und vielleicht auch kontrolliert. Es gab jedoch nie eine Situation in der ich mich nicht wohl gefühlt hätte. Ein freundliches, respektvolles Lächeln ermöglichte Verständigung auch bei sprachlichen Schwierigkeiten.
Auf dem Weg zur Schule begegnete ich jeden Tag mehr oder weniger den gleichen Personen. Es dauerte nicht lange bis ich das Gefühl hatte dazu zu gehören. Einige Kinder winkten fröhlich, andere zeigten mit einer beinahe unmerklichen Geste mich wahrzunehmen. Ein meist freundliches „good morning“ oder „jambo“ war ein guter Tagesbeginn.
Der Abschied aus Tansania fiel mir nicht leicht.
In Julias Familie fühlte ich mich auf Anhieb wohl und die Mädchen in der Schule hatten mich unvoreingenommen und herzlich empfangen. Ich freute mich jeden Tag auf meine Arbeit mit ihnen. Ich lernte von Ihnen unter anderem die Zubereitung von Chapati, den ortsüblichen Fladenbroten, Kokosmilch zu gewinnen, Gemüse auf „Tansanisch“ aufzuschneiden und vor allem dass es für alles, immer eine Lösung gibt. ...don´t worry…
Ich lernte in Tansania geduldiger und einfühlsamer zu sein. Ich muss aber auch zugeben, es war für mich nicht immer leicht unter der sengenden Sonne auf das bestellte Mototaxi zu warten, das pole, pole, vielleicht in einer halben Stunde oder pole, pole, erst nach einer Stunde, kommen würde...
Ich freue mich schon sehr auf die nächsten bevorstehenden Monate in Tanzania...