Lena

TANSANIA DEZEMBER 2022 -MÄRZ 2023
 
Die gesammelten Erfahrungen und Erlebnisse in einen nicht zu langen Bericht zu sammeln wird nicht so einfach sein, denn jedes Mal, wenn ich an diese Zeit zurückdenke, fallen mit so viele schöne Momente ein. Wenn ich diese alle hier beschreiben würde, wird dieser Text sehr lang. Deshalb werde ich euch ein paar meiner Lieblingsfotos von meinem Aufenthalt in Tansania zeigen und jeweils eine kurze Geschichte dazu erzählen. Kurz vorab: Ich flog Anfang Dezember nach Daressalam und wollte eineinhalb Monate bleiben, geblieben bin ich dann 3 Monate. Ich wohnte mit zwei anderen Freiwilligen, Nadja und Luisa, in einem kleinen, angemieteten Haus, welches sich in derselben Residence wie Julias zuhause befand. Mein Alltag gestaltete sich bunt und abwechslungsreich, ein paar Tage die Woche verbrachte ich im Zentrum, wo ich mit Nadja und Luisa den Englischunterricht gestaltete, beim Stoffe färben half oder wir kreative Projekte realisierten, wie Mosaiks oder Traumfänger basteln. Die restliche Zeit verbrachte ich am Strand, bei meiner Cousine Julia zuhause, mit ihren Jungs Samir und Omar, oder in der Stadt, wo ich Märkte besuchte und das Chaos einer afrikanischen Großstadt hautnah miterlebte. Ende Dezember waren Nadja und ich zwei Wochen im Norden Tansanias unterwegs und besuchten Städte wie Lushoto, Arusha oder Moshi.
 
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Wir setzen uns, nach einem guten Frühstück mit frischem Obst, Chapati und was natürlich nicht fehlen darf: Guacamole, ins Auto. Unser Weg führt nach Kimbiji, ca. 24 km südlich von Geza. Nach einer Strecke auf geteerter Straße, geht es wackelig weiter, bis wir uns zwischen Bäumen und Häuser zum Neubau des Zentrums schlängeln. Unter dem Schatten von Cashewbäumen und riesigen Baobabs sind die Handwerker dabei die Gebäude fertigzustellen. In den nächsten Wochen beobachten wir, und helfen natürlich auch mit, wie das Gras geschnitten, ein Garten angelegt und die Bäume von Kletterpflanzen befreit werden. Die Maurer verputzen und streichen die Wände, die Tischler fertigen vor Ort Fenster und Türen an. Für die Einweihung des Zentrums kommt der Servus Verein von Bozen nach Tansania und wir feiern gemeinsam ein Fest. Der Traum ein eigenes Zentrum aufzubauen ist nun wahr geworden. Der Umzug, vom jetzigen Unterrichtsort der Frauen in Geza wird geplant und die nächsten Kurse sollen im neuen Zentrum stattfinden, sobald dieses eingerichtet ist. Im Bild sieht man Samir, Julias Sohn, mit einer Baobabblüte in der Hand.
 
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Untertags ist es ganz schön heiß auf dem Strand, ohne Sonnenschutz habe ich hier schon öfters einen Sonnenbrand abbekommen. Ganz nach Wetter und Jahreszeit verändert sich das Bild des Strandes. Hier hatten wir eine schöne Zeit, ansonsten trifft man leider sehr oft viel Müll und Algen an. Das kommt es dann zu unserem Einsatz, wir starten mit den Frauen des Zentrums Aktionen wo wir den Plastikmüll in großen Säcken sammeln. Weit kommen wir aber nicht, da sich nach wenigen 100 Metern die Plastiksäcke schon auftürmen und wir erschöpft von der Hitze sind. Eine Abkühlung im Meer und ein leckeres Mittagessen am Strand belohnen unsere Mühe. Wir nutzen die Gelegenheit und klären die Gruppe über das Problem mit den vielen Plastik im Meer und Mülltrennung auf. Ein großes Problem ist, dass viele nicht wissen wie lange Plastik braucht um zu verotten und fast jedes Lebensmittel, egal ob vom Laden oder vom Markt, in Plastik verpackt wird. Wenn wir einkaufen und sagen wir wollen kein „plastiki“, wir uns das bloße Obst, mit einem Schmunzeln im Gesicht, in die Hände gereicht.
 
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Der Unterrichtstag beginnt am Morgen mit einer kleine Auflockerungsübung im Garten. Wir strecken und dehnen uns um fit in den tag zu starten, noch ist es fein kühl im Freien. Dann ziehen wir uns ins Klassenzimmer zurück .Wir starten mit dem Englischunterricht und gestalten gemeinsam die Stunden. Nadja, Luisa und ich lernen zusammen mit den jungen Frauen Lieder, singen und tanzen gemeinsam. Wir basteln, malen und erklären ihnen wie die Welt ausschaut: Die Geografie der Kontinente, die Zeitzonen und die verschieden Kulturen. Zusammen besuchen wir die Nachbarin, welche den Mädels das Zöpfen und Einflechten der Haare beibringt. Oft mussten wir dann als Versuchskaninchen herhalten. Der Nähunterricht findet im Klassenzimmer statt, wenn nicht genäht wird, benutzen sie den Nähtisch als Schreibtisch. Gemeinsam in der Gruppe wird denen geholfen, welche noch Schwierigkeiten beim Schreiben und Englisch haben. Man erfährt eine Gruppendynamik, die einen erkennen lässt, wie viel stärker man in der Gruppe ist. Am Ende des Tages lassen wir uns von Fasili oder Ima, unsere liebsten Bodabodas (Motoradtaxi), abholen und nach Hause fahren.
 
 
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Der Morgen beginnt mit dem Frühstück. Bei meiner Cousine Julia zuhause wird der Tisch gedeckt. Fasili bringt uns frische Vitumbua und Chapati aus dem Dorf. Vitumbua sind in Öl gebackene Reisküchlein mit Kokosmilch. Dazu gibt es Chai, viel frisches Obst und Mayai (Eier) vom Nachbar. Erst nach einem heißen Kaffee kann dann der Tag begonnen werden. Ob wir in die Stadt zum Einkaufen, auf den Strand zum Muscheln sammeln oder nach Kibiji fahren, um bei den Arbeiten zu helfen, weiß ich noch nicht, hier wird in jeden Tag hineingelebt und man schaut was auf einem zukommt. Die Spontanität und das Fehlen der Hektik sind gewöhnungsbedürftig, für uns, wo wir ein etwas “strukturierten“ Alltag gewohnt sind. Doch mit der Zeit gewöhnt man sich und weiß diese Gelassenheit zu schätzen.
 
POLE POLE
 
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Wir besuchen die Farm eines Freundes von Ilyas, Julias Mann. Mit unserem kleinen Auto überwinden wir Straßen, welche vom Regen so ausgespült sind, dass nur noch kleine Spuren befahrbar sind. Wir steigen vorsichtshalber aus wenn es aufwärts geht und sind froh das Ilyas so gut Autofahren kann. Wir werden von den Arbeiten und Tieren begrüßt. Hier werden Ziegen, Schafe, Hühner und Gänse gehalten. Hinter den Stallungen wird gerade ein Acker angelegt wo die sattgrünen Blätter in der Sonne leuchten. Wir bestaunen ein kleines, selbstgebautes Lehmhaus, mit dem Lehm, der nur wenige Meter daneben aus dem Boden geschöpft wurde. Ich nehme mir ein paar Hände dieses Lehms mit um damit etwas zu töpfern. Zur Erfrischung gibt es dann frische Kokosnüsse, Lecker:)
 
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Wir starten unseren Tag mit einem hausgemachten Frühstück der Irente Farm oberhalb der kleinen Stadt Lushoto. Mit selbstgemachtem Käse und Butter fühlen wir uns fast wie zuhause. Der Tag war trüb und regnerisch und lud nicht unbedingt zu einer größeren Wanderung ein also starten Nadja und ich zu Fuß und fanden unseren Weg bis an den Rand des Hochplateaus auf dem sich Lushoto befindet. Zwischen Eukalyptusbäumen und lehmigen, roten Böden spazieren wir bis zu einem kleinen Restaurant. Dort treffen wir zufällig Costa, welcher uns die nächsten Tage mit der Pflanzen- und Tierwelt der Umgebung einführen wird. Wir trinken Tee und blicken in auf die andere Seite des Tals, wo die Wolken den Hang hochziehen und immer wieder Blicke auf die Landschaft freigeben. Was dieser Mann dort mit seinem Kind und Hund macht werde ich wohl nicht erfahren.
 
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Wir spielten ein Spiel mit Costa, wer am meisten Chamäleons sieht gewinnt. Costa hat gewonnen.
 
Überall wo man hinschaut, ist es grün, Das Klima um Lushoto ist das ganze Jahr über so feucht, dass Regenwälder mit der unglaublichsten Pflanzenvielfalt ihre Pracht entfalten können. Zwischen Vögeln und Affen, vielen fliegenden Insekten entdeckt man immer wieder ein Chamäleon, welches in Schneckentempo seinen Weg durch das Dickicht sucht. In Tansania sind die Fischer Chamäleons heimisch. Neben dem Talent jedes Chamäleon als erster zu sichten kennt sich Costa auch sehr gut mit den hier wachsenden Nutz- und Heilpflanzen aus und erklärt uns ihre Verwendung und Besonderheiten. Mit vielen neuen Eindrücken und Kenntnissen (und selbstgemachten Marmeladen der Irente Farm) verlassen wir Lushoto und fahren weiter nach Moshi.
 
 
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Inmitten der Savanne blüht diese Oase auf. Chemka Hotsprings: ein beliebter Abkühlungsort auch für die Einheimischen, aber in der früh noch ganz verschlafen und wir haben den magischen Ort für uns allein. Ich halte den Moment fest während Nadja die Massage von den kleinen Fischen im Wasser geniest, ich halte diese keine Minute aus und musste mich im Wasser fest bewegen, dass mich diese Fischchen nicht kitzeln können. Nach den vielen Abenteuer in der Natur verbringen wir noch ein paar Tage in der Stadt Arusha, wo wir kühle Nächte genießen, bevor es wieder zurück nach Daressalam geht.
 
Abschließend kann ich sagen, dass mich diese 3 Monate beeindruckt haben:
 
Die Vielfalt der Natur, das gute Essen, die bunten, überfüllten Märkte, die Freundlichkeit der Menschen und vor allem deren Lachen, welches von Herzen kommt (das merkt man, wenn man es sieht), der leere Strand am frühen Morgen, die Gewitter, wo Blitze ganz anders klingen als bei uns zuhause, die bunten Kleider, die etwas zu schnellen Fahrten mit dem Bodabodas, die Gastfreundschaft von Julia und ihrer Familie, die Freundlichkeit und Neugier der Frauen vom Zentrum und die Melodien der tansanischen Musik.
 
DANKE_ASANTE
 
Lena